6 Ursiedler aus dem Gebiet um Freyung bekamen 1692 vom Fürstbistum Passau die Erlaubnis, dem Urwald Flächen zur landwirtschaftlichen Nutzung abzugewinnen. „Gereutet“, also gerodet wurde hier im Auftrag der Passauer Fürstbischöfe Johann Philipp Graf von Lamberg und Kardinal Leopold Ernst Graf von Firmian, den Gründern der Ortschaften Philippsreut, Vorder-, Mitter- und Hinterfirmiansreut. Die ersten Siedler mussten für den Unterhalt des Salzhandelsweges „Winterberger Steig“ sorgen. Die geringen Erträge aus der kargen Landwirtschaft ermöglichte ihnen nur ein äußerst bescheidenes Leben in unwirtlicher Höhenlage bei extremen Witterungsverhältnissen. Vielleicht ist den „Waldlern“ aber stets die Kraft mit in die Wiege gelegt worden, mit den äußeren Widrigkeiten und Schwierigkeiten fertig zu werden, denn sie hängen mit einer tief verwurzelten Liebe an ihrer Heimat. Im Jahr 1861 schreibt Heinrich Reder in dem Büchlein „Der Bayerwald“:
„Wo den Tisch gedeckt die Armuth und der Hunger gilt als Koch, muß das Land wohl Schätze hegen, reicher als der Reichthum noch. Wo nur ein paar kurze Monde schneebefreit die Matten grün, müssen wohl noch andre Blumen als die Weidenröslein blühn. Allwärts, wo zu stetem Kampfe die Natur die Menschen zwingt, weht ein Geist, der urgewaltig Land und Leute fest umschlingt.“
Die von Dr. Ernst Dorn erstellte ausführliche Chronik über Philippsreut und seine Ortsteile mit dem Titel „Heimat an der Grenze“ ist zum Preis von 30,00 € in der Gemeinde Philippsreut erhältlich.
Es gibt sechs Ortsteile[2]:
Bis zum 19. Jahrhundert
Der Ort im ehemaligen Hochstift Passau wurde 1803 mit dem größten Teil des Hochstiftsgebietes zugunsten des Erzherzogs Ferdinand von Toskana säkularisiert und fiel erst 1805 mit den Friedensverträgen von Brünn und Preßburg an Bayern. Der Ort entstand aus einer Tränkstelle am ehemaligen „Mittleren Goldenen Steig“ oder „Winterberger Weg“, dem einst bedeutendsten Handelsweg Süddeutschlands. Der Ort wurde 1692 auf Anordnung des Passauer Fürstbischofs Johann PHILIPP von Lamberg (reg.1689–1712) als „Kleinphilippsreut“ gegründet. (Der Ort Mauth wurde früher Grossphilippsreut genannt).
Die Dörfer Vorder-, Mitter- und Hinterfirmiansreut wurden 1764 vom Passauer Fürstbischof Leopold Ernst Kardinal von Firmian (1763–1783) gegründet.
Im Ort selbst gab es früher viele Musikanten, die von Dorf zu Dorf und Fest zu Fest zogen. Für ein paar Pfennige spielten sie dort auf. Daher stammt der frühere Name im Volksmund Pfenniggeigerhäuser.
Am 1. Juli 1936 wurde die Gemeinde Kleinphilippsreut amtlich in Philippsreut umbenannt.[3]
Bis 1945 gehörte auch die ehemalige Glashüttensiedlung Schwarzenthal zur Gemeinde Philippsreut.
Im Jahre 1911 wurde der Ort bekannt, als mit dem Bau einer Kirche aus Schnee in Mitterfirmiansreut auf den seelsorglichen Notstand in der schneereichen Gegend hingewiesen wurde. Im Winter 2011/2012 wurde im Gedenken an diese Protestaktion neuerlich eine Schneekirche errichtet. Wegen Schneemangels verzögerte sich die Fertigstellung. Bis Anfang Februar 2012 wurden schon rund 10.000 Besucher gezählt.[4][5] Der Landesverband Bayern des Bundes Deutscher Architekten zeichnete die temporäre Kirche nachträglich, als sie schon geschmolzen war, mit dem BDA Preis Bayern 2013 in der Kategorie Soziales Engagement aus.[6]
Die Expositur Philippsreut wurde zum 1. Januar 1928 errichtet. Die ursprüngliche Expositurkirche wurde durch einen Granateneinschlag Ende April 1945 vollständig zerstört. Die heutige Kirche erbaute man in den Jahren 1946 bis 1950. Sie ist die einzige Kirche im Bistum Passau, die dem Heiligen Karl Borromäus, Bischof von Mailand, geweiht ist. Zum Pfarrsprengel gehören die Orte Philippsreut, Vorderfirmiansreut und Marchhäuser.
Seit 1930 besteht die Expositur Mitterfirmiansreut. Die Expositurkirche St. Josef wurde 1923 erbaut und 1932 durch das Presbyterium erweitert. Zum Sprengel der Expositur St. Josef Mitterfirmiansreut gehören die Orte Mitter- und Hinterfirmiansreut, Alpe und Neuhäusl.
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