Tradition und Geschichte

Tradition und Geschichte

Das Dreiländereck Bayerischer Wald ist eine uralte Kulturlandschaft mit Geschichte zum Erleben. Überall stößt man auf Zeugnisse aus der Vergangenheit, auf interessante Handwerkskünste und gelebte Tradition – entdecken Sie das neue, alte Dreiländereck!

Lebendige Geschichte im Dreiländereck

Verlassene Dörfer, bedeutende Wege und sagenumwobene (Wasser)Bauten – endecken Sie lebendige Geschichte im Dreiländereck Bayerischer Wald.

Goldener Steig

Der Goldene Steig, ein mittelalterlicher ertragsreicher Handelsweg, führt mitten durch die Ortschaft Bischofsreut. Er verlief einst von Passau über Waldkirchen, Fürholz, Grainet, Leopoldsreut, Bischofsreut, Marchhäuser, Volary / Wallern nach Prachatice / Prachatitz. Der Steig ist ein ausgesprochener Höhenweg. Urkundlich wurde er das erste Mal 1010 genannt. Von dieser ältesten Hauptlinie zweigten später zwei weitere Steige ab. Einer führte über Herzogsreut-Philippsreut nach Vimperk /Winterberg, der andere über Mauth nach Kasperske Hory / Bergreichenstein.

Um 1500 war die Blütezeit des Verkehrs. Wöchtenlich passierten 1300 Saumpferde Prachatice / Prachatitz. Jedes Saumpferd trug 3 Zentner. Die Reise von Passau bis Prachatice / Prachatitz dauerte ungefährt 3 Tage. Haupthandelsware war Salz nach Böhmen und von dort Getreide, Bier und Fische. Vor und während des 30-jährigen Krieges ging der Verkehr stark zurück. Es blühte das Räuberunwesen, dem so mancher Säumer zum Opfer fiel. Nur von Söldnern geschützte Karawanen hatten Erfolg, heil durchzukommen.

Gegen Ende des Krieges wurde den Leopoldsreuter Bauern befohlen, Brücken und Wege bis zur Grenze zu unterhalten, damit man „handeln und wandeln“ möge. Der Ort bekam auch eine Mautstation. Die Bauern stellten den Säumern ihre Pferde zur Verfügung. Im Jahr 1692 verfügte Kaiser Leopold I., dass die Kufe bayerischen Salzes mit dem hohen Zoll von 1 fl 49 kr (fl = Florin = Gulden / kr = Kreuzer) zu belegen ist. Einige Jahre später wurde die Einfuhr des bayerischen Salzes zu Gunsten des österreichischen Salzes verboten und die Prachatitzer Salzniederlage nach Cesky Krumlov / Krummau verlegt.

In den folgenden Jahren verödete der Steig und wird seit über 100 Jahren nur mehr selten benützt. Seit ca. 1990 geht jedes 2. Jahr ein Säumerzug von Grainet nach Prachatice / Prachatitz, um diese Tradition nicht vergessen zu lassen. Außerdem wurde der Steig in Zusammenarbeit mit Tschechien restauriert und markiert.

An den Goldenen Steig erinnern uns heute noch die gut erkennbaren „Säumergräben“ oberhalb der Leopoldsreuter Kirche, die Säumerbrücke in Marchhäuser und Funde von verrosteten Hufeisen entlang des Steiges. 2009 fand die 1000 Jahr-Feier des „Goldenen Steiges“ statt.

Kontakt
Tourismusbüro Philippsreut
94158 Philippsreut
Tel. 08550 / 921 95 25
Fax 08550 / 91019
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Schwarzenberger Schwemmkanal

DAS (S)ACHTE WELTWUNDER – 1774 legte Forstingenieur Josef Rosenauer seinem Arbeitgeber, dem Fürsten Schwarzenberg, einen genialen Plan vor: Mittels eines Kanals sollte Holz von den Höhen des Böhmerwaldes zur großen Mühl geschwemmt werden, auf dieser weiter zur Donau, zum Weitertransport nach Wien, denn die Reichshauptstadt war enorm gewachsen und Brennholz immer knapp.

Mit einfachsten technischen Mitteln begann Rosenauer mit der Vermessung und Planung des kühnen Vorhabens. Die Pioniertat bestand in der Überwindung der kontinentalen Wasserscheide (Rosenhügel / Koranda 790 m) zwischen Donau und Moldau bzw. Elbe durch einen künstlichen Wasserweg. Durch ein System von 27 Zuflußbächen, 3 künstlichen und eines natürlichen Wasserreservoirs (Plöckensteinsee) sollte das Wasser gerade in Fluß gehalten werden, um so die Holzscheiter über die Wasserscheide zu triften. Anfang Mai 1789 wurde mit dem Bau begonnen, mit dem 1,8 km langen Probestück zwischen dem Rosenhügel und dem Iglbach. Hier wurde 1791 zum ersten Mal geschwemmt.

1824 konnte das kleine Weltwunder mit einer gesamten Länge von 51,9 km zwischen Lichtwasser (bei Haidmühle) und Großer Mühl /Österreich in zwei Bauetappen (alter Kanal 1789 – 1793 und neuer Kanal 1821 – 1824)vollendet werden. Mit dem Bau waren zeitweise 1200 Arbeiter beschäftigt. Zu den Werken bautechnischer Meisterkunst zählen vor allem der Hirschbergentunnel und die Steilstufe Morau, nicht weit vor der Einmündung in die Große Mühl. Joseph Rosenauer konnte die Vollendung seines Gesamtwerkes nicht mehr erleben, er starb 1804.

Heute fließt das Wasser gemächlich durch die Gerinne. Kaum vorstellbar, welcher Betrieb zu Zeiten der Schwemme zur Schneeschmelze herrschte, oft rund um die Uhr. Für die Versorgung des Kanals mit Holz waren 40 „Einwerfer“ zuständig. 300 Triftarbeiter sorgten dafür, daß die Scheiter vorankamen. An der Mündung waren 350 Arbeiter mit dem „Ausländen“, dem Stapeln der Scheiter sowie dem Verladen auf Schiffe und Flöße beschäftigt. Während der über 100 Jahre dauernden „goldenen Zeit der Schwemme“ wurden fast acht Millionen Raummeter Holz zur Großen Mühl getriftet.

Der Holztransport nach Wien wurde 1892 beendet. Um 1900 wurde der Schwemmbetrieb in Böhmen auf Langholz umgestellt. 1916 wurde das letzte Mal vom Rosenhügel zur Großen Mühl geschwemmt, auf tschechischer Seite wurde der Schwemmbetrieb zur Moldau erst 1961 eingestellt.

Kontakt
Tourismusverbändegemeinschaft Böhmerwald
Hauptstr. 2
A 4160 Aigen-Schlägl
oder
hladik.hynek@iol.cz
boehmerwald@oberoesterreich.at

Historisches aus dem Dreiländereck Bayern – Böhmen – Mühlviertel

Eine ganz alte Urkunde, mit der Unterschrift König Ludwig des Deutschen aus dem Jahre 853, bezeichnet des Gebiet als „Nortuualt“, als Nordwald. Damals galt die Region noch als sehr wild und unwegsam, obwohl erste Besiedelungsspuren bis weit in vorchristliche Zeiten weisen.

Erst mit der Christianisierung in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts und dann um das Jahr 1000, als erste Rodungswellen von den Donauklöstern aus gegen den Nordwald laufen, wird es im heutigen Dreiländereck lebendiger.

Ab 1156 werden böhmische Herzöge als treue Lehensnehmer der deutschen Kaiser mit der erblichen Königswürde geehrt. Um 1400 wehren sich Hussiten gegen die katholische Kirche und die Allmacht der weltlichen Herrscher. Kriegerische Auseinandersetzungen verwüsten das ganze Land. Danach aber sind dem schicksalhaften Höhenzug des Böhmerwaldes und des Bayerischen Waldes, sowie den Höhen und Tälern des Mühlviertels, dem Grenzland durch viele Jahrhunderte, friedliche Zeiten und wirtschaftliche Blüte beschieden.

Zahlreiche Glashütten entstehen, geben der Bevölkerung Arbeit und Brot. Der Salzhandel von der Donau her ins böhmische Land wird immer umfangreicher. Glaswaren und Getreide gehen im Gegenzug in alle Welt. Erst im Dreißigjährigen Krieg kommt wieder Leid über das Dreiländereck: Der Durchzug bayerischer und schwedischer Truppen macht dem Landstrich schwer zu schaffen. Nur langsam erholt er sich, manche abseitige Täler veröden ganz.

Anfang des 18. Jh. kommt der Salzhandel zum Erliegen, dafür wird in den Flüssen Gold gefunden und auch der Goldbergbau verspricht Erfolge. 1774 wird die allgemeine Schulpflicht eingeführt, 1781 die überwiegend landwirtschaftlich strukturierte Bevölkerung aus der Leibeigenschaft entlassen. Tschechien drängt in die Eigenstaatlichkeit. Nur zwei Jahrzehnte, von 1918 bis 1938 existiert der tschechische Staat, dann marschieren deutsche Truppen ein und besetzen den Böhmerwald.

Nach dem 2. Weltkrieg und der Vertreibung vieler Deutscher fällt der Eiserne Vorhang. Böhmen ist für Westeuropa verschlossen. Heute, nachdem die jahrzehntelange hermetische Abriegelung aufgehoben wurde, ist es wieder möglich, „grenzenlos“ Natur pur im Dreiländereck zu erleben.